Montag, 26. November 2012

Jyväskylä, Finnen vs. Deutsche & ein Männerchor

Auf nach Jyväskylä, hieß es für Hannah und mich am Freitagnachmittag!
Anne, Hannah & ich am Jyväskylä-"Hafen"
Dort besuchten wir Hannahs 'Tandem-Partnerin', Anne, die für ein Jahr in Leipzig gewohnt hat.
Sie empfing uns sehr herzlich und trotz ihrer kleinen Wohnung war es kein Problem, dass wir beide dort übernachteten.
Am Freitagabend machten wir eine kleine Studentenparty in Annes Wohnung mit ihren zwei Freundinnen Tiina und Rebekka, die sie damals in Leipzig kennengelernt hat, und ihrer jetztigen Tandem-Parterin Hedda, aus Deutschland. So waren wir drei Deutsche und drei Finnen und unterhielten uns natürlich über typisch deutsche/ finnische Gewohnheiten.
Hier nur zwei Beispiele: 
Die Finnen halten nicht an Zebrastreifen an, wenn sie Auto fahren. Es wird nur angehalten, wenn ein Fußgänger diesen gerade überquert...was irgendwie ja logisch ist...
Wir Deutschen sind es gewohnt am Zebrastreifen zwar zu warten, aber irgendwie Blickkontakt mit dem Autofahrer aufzunehmen, um sich zu vergewissern, dass dieser anhält. Die Finnen sehen diese Geste als Bestätigung dafür, dass der Fußgänger den Autofahrer gesehen hat und nicht plötzlich die Straße überquert...
Ein Weiteres ist das Einkaufen. Hier in Finnland läuft das alles viel langsamer. In Deutschland ist man beim einkaufen sehr gestresst dadurch, die Einkäufe schnell einzupacken und zu zahlen, während man sich in Finnland unendlich viel Zeit lassen kann. Dann müssen die anderen in der Schlange halt warten...so einfach ist das...

Samstagnachmittag gingen wir schwimmen. Nicht etwa in einer Schwimmhalle, sondern im See! Die Wassertemperatur lag bei 5°C!!! Aber mutig wie wir sind konnte uns das nicht aufhalten. Über eine kleine Leiter an einem Steg konnten wir in das Wasser. Natürlich blieben wir nicht unendlich lange im Wasser, sondern tauchten einmal kurz ein und gingen wieder raus. Beim zweiten Mal schwammen Hannah und ich eine Runde. Danach fühlte sich der Körper ziemlich taub an, aber wir waren stolz es geschafft zu haben!
Als Belohnung genossen wir zurück im Studentenwohnheim die Sauna!


Am Abend ging ich mit Hannah zum Semmarit-Konzert. [Zur Erklärung: Seminaarinmäen Mieslaulajat oder kurz Semmarit, ist eine Art Männerchor, der sich aus 21 Männern zusammensetzt. Allerdings singen sie nur akapella- eigentlich vergleichbar mit den Wise Guys].
Das Konzert war große klasse und obwohl wir von den Witzen nicht viel verstanden hatten wir einen riesen Spaß!

Das Wochenende ging wieder viel zu schnell vorbei...und jetzt ist schon bald Weihnachten...

Dienstag, 20. November 2012

I trust in you!

...mit diesen Worten verließen meine Gasteltern Kiuruvesi und fuhren für das Wochenende nach Berlin! Ich war daher mit den Kindern und Mattis Mutter alleine zu hause.
Anna-Mari hatte uns netterweise den Tagesablauf für Aleksanteri aufgeschrieben; wann bekommt er was zu essen und wie viel Milch etc. Für mich war das eigentlich klar, da ich ja nun schon seit knapp 4 Monaten den Alltag miterlebe. Doch für die Oma war das recht hilfreich.
Ich übernachtete das Wochenende über in Aleksanteris Zimmer, damit ich mich um ihn kümmern konnte, wenn er nachts aufwacht. Außerdem war ich für das Windeln wechseln und rauf und runter tragen zuständig, da es für die Oma schon schwierig genug war sich auf den eigenen Beinen zu halten.
Positiv an diesem Wochenende war, dass Annika nicht mit dem Computer oder iPad spielte, sondern mit der Oma oder mir! Außerdem ging sie mal zeitig ins Bett- gegen 20.30/21 Uhr (nicht so wie üblich um 22/22.30 Uhr; der Grund: die Oma legte sich auch um diese Zeit schlafen...!
Daneben hab ich endlich an meinen Handschuhen weiterstricken können, weil mir die Oma die Technik erklärte UND ich hab das Wochenende über finnisch gesprochen und wurde weitgehend verstanden!!!
Ich bin aber recht froh, dass das Wochenende nun vorbei ist, denn:
Omas haben es irgendwie an sich ihre Enkelkinder zu verwöhnen, was sicherlich für einen Tag zu Besuch nicht schlimm ist, aber ich denke für mehrere Tage sollte man doch bei den üblichen Ge- und Verboten bleiben. Dies gestaltete sich als relativ schwierig, da, wie gesagt, die Oma ständig verwöhnen wollte, ich hingegen an dem "Normalen" festhalten wollte. Dazu gehörte zum Beispiel, dass Annika morgens zum Frühstück schon Eis essen wollte. Die Oma hätte dies gewähren lassen, wenn ich nicht Nein gesagt hätte. Das mag sich jetzt vielleicht gemein anhören, aber Eis zum Frühstück ist nun wirklich nicht das Beste. Außerdem gab sie Aleksanteri schön mit Butter bestrichenes Brot, was für Babys ebenso noch nicht so gut ist...oder sie wollte unbedingt das Aleksanteri alles aufisst, obwohl er das Gegessene wieder ausspuckte oder sein Fläschchen verweigerte...
Heute (Dienstag) hatte ich dann einen Tag frei, weil ich ja knapp 3 Tage durchgearbeitet habe und sie haben mir Lindt-Schokolade mitgebracht- Welch ein Genuss :D

Sonntag, 11. November 2012

Back to school...

Der Vatertags-Kuchen
Es ist mal wieder Zeit für einen neuen Eintrag! Zunächst einmal sei an alle Väter ein herzlicher Glückwunsch gerichtet, denn heute ist Vatertag, der in Finnland recht wichtig ist und groß gefeiert wird. Also Hyvää isänpäivää!!! 

Seit dem 28.Okt. ist schon einiges wieder passiert. Zum Beispiel gehe ich seit neustem wieder zur Schule, auf das sogenannte Lukio. Warum ist eine längere und dem deutschen System zu verdankene Geschichte...Um nur kurz das finnische Schulsystem zu erklären: Das Lukio ist eine Art Gymnasium, was vergleichbar mit der deutschen Oberstufe ist. Hier lernen Schüler, die sich noch nicht für eine bestimmte Berufsrichtung entscheiden wollten (also keine Ausbildung anfangen wollten). Die ältesten Schüler sind hier 18/19 Jahre alt, was schön ist, da ich so neue Leute in meinem Alter kennen lernen kann. Ich gehe jeden Mittwoch und Freitag zur Schule; allerdings nicht den ganzen Tag, sondern nur von 12-14 Uhr. Von 12- 13Uhr habe ich dann Deutschunterricht, wo ich den Schülerinnen (es sind nur 6 Schülerinnen in dem Kurs!!!) als 'native speaker' helfen kann. Es ist toll, dass ich auch wirklich eingebunden werde in das Unterrichtsgeschehen und nicht nur als "Ausländer, der sowieso nichts versteht" daneben sitze. Zur Zeit lernen sie das Imperfekt (genau wie ich im Moment das finnische Imperfekt lerne). Nicht nur dabei konnte ich helfen, sondern auch bei der Berichtigung des Lückentextes. "Wir aßen aus Papptellern", lautete ein Satz, was man soweit ich weiß nicht sagt im deutschen. So berichtigte ich: "Wir aßen VON Papptellern, aber wir aßen AUS Pappschüsseln" :D
Nach der Deutschstunde habe ich immer Schwedisch-Unterricht, was auch sehr viel Spaß macht. Vor allem ist es klasse, dass ich beim Texte lesen oft mehr verstehe als die Schüler, die schon seit ungefähr 4/5 Jahren schwedisch lernen. Das kommt nicht etwa daher, dass ich schon mal schwedisch gelernt habe, sondern einfach, weil Schwedisch dem Deutschen sehr ähnlich ist.

Das vergangene Wochenende war ich in Oulu beim OuluGospel. Dieser Trip wurde von der Jugendarbeit der Gemeinde hier in Kiuruvesi organisiert. Es waren 28 Jugendliche im Alter von 13-18, die mitfuhren und vier erwachsene Begleitpersonen. Wir kamen um 12Uhr in Oulu an und gingen direkt ins Musikzentrum, wo das erste Konzert bereits begonnen hatte. Denn unter Gospel ist nicht etwa souliger Chorgesang zu verstehen, sondern Bands mit unterschiedlicher Musikrichtung, die über Religion, Glaube und Gott singen. Die Bands spielten jeweils immer um die 60 Minuten, danach war eine kurze Pause und das nächste Konzert fing an. Am Samstagnachmittag sollten Workshops stattfinden, die aber leider alle voll waren, sodass ich mit drei anderen Mädchen durch Oulus Innenstadt lief. Dummerweise waren an diesem Tag (dem 3. November) alle Geschäfte geschlossen, denn es war Feiertag: Allerheiligen! Es mag jetzt etwas seltsam klingen, aber in Finnland hat man alle Feiertage, die unter der Woche liegen auf die darauffolgenden Wochenenden verschoben, damit es bloß keine langen Wochenenden oder freie Arbeitstage gibt. Klingt komisch, ist aber so :D
Die Ferienhaus-Siedlung (aus dem Bus fotografiert)
Die Nacht verbrachten wir dann zu jeweils bis zu 7 Personen in einem mökki (das sind kleine Ferienhäuser). Wirklich schnuckelig und gemütlich! Sehr zu empfehlen!!!
Das Frühstück am nächsten Morgen bekamen wir im dazugehörigen 4-Sterne-Sokos-Hotel; ein wunderbares Frühstück!!!
Um 10 Uhr war dann Messe angesagt. Zum ersten Mal in meiner Zeit hier erlebte ich einen wirklich schönen Gottesdienst: Ein Jugendchor, der diesen mitgestaltet, motivierte Priester(innen) und fröhlicher Gemeindegesang! Ein Traum :D
Wir besuchten daraufhin noch zwei weitere und damit auch die letzten Konzerte der Veranstaltung und fuhren dann wieder zurück nach Kiuruvesi. Es war ein schönes Wochenende, doch eins hat mir gefehlt, was ich aus der KjG-Arbeit nur zu gut kenne: die Gemeinschafts- bzw. Kennenlernspiele! Außer den 3 Mädchen, mit denen ich unterwegs war kenne ich keine(n) einzige(n) aus der Gruppe. Dadurch wurde es für meine Begriffe zu einem weniger gemeinschaftlichen Ausflug...

Dieses Wochenende nahm ich an einem Ölmalerei-Kurs teil. Von 9- 15 Uhr saß ich also Samstag und Sonntag vor der Staffelei, um ein Bild auf Leinwand zu bringen! Mit mir waren noch 5 Frauen dabei, alle im Alter um die 70. Während sie sich für Motive wie Teddybären, Seerosen oder kleine Mädchen mit Katze auf dem Arm entschieden, suchte ich mir aus einem Leben und Wohnen-Katalog etwas raus. Netterweise bekam ich eine Leinwand und konnte Farben der 'Lehrerin' nutzen. Anfangs dachte ich, dass aus meinem Bild nie etwas werden würde, doch heute  Punkt 15 Uhr hatte ich es geschafft! Die anderen Frauen waren total aus dem Häuschen, wie schön das Bild doch geworden sei... Eine Frau, die am Ende nur zu Besuch kam freute sich so sehr, dass sie mich vor lauter Freude fest in ihre Arme schloss :D !

Ich habe Original und Malerei mal für euch so gut es ging abfotografiert